Heute geht es um professionelle Fotografie vor Ort
ZITHER – das ist ein Wort, das sofort die Melodie des Films „Der dritte Mann“ von 1949 ins Gedächtnis ruft. Das Instrument ist ziemlich aus dem Bewusstsein der breiten Bevölkerung verschwunden. Es taucht bestenfalls bei volkstümlichen Fernsehsendungen auf. Für den Musiker*In selbst löst der „Dritte Mann“ ein ähnliches Gefühl der Abneigung aus, wie beim Verkäufer in der Gitarrenabteilung „Smoke on the water“.
Frischer Wind in den Segeln
Die Zither, ein Zupfinstrument, das meinen Eltern als Hausmusikinstrument vertraut war. Inzwischen fristet es bei uns nur noch ein stilles Leben im Pappkarton. Aus Nostalgiegründen wurde es vor Jahren überholt und gestimmt – aber nie gespielt. Es war so aus der Mode gekommen. Um so verwundeter war ich, als mich die Anfrage von Karin Käser erreichte. Kann ich mir vorstellen das Landes-Zither-Orchester Baden-Württemberg bei seinen Proben zu begleiten? Das Orchester suche einen professionellen Fotografen, um dem Orchester visuell frischen Wind in die Segel zu blasen und damit professionelle Fotografie vor Ort.
Ohne Klischee
Um es kurz zu machen: Die Chemie stimmte und die ersten Ideen trafen auf offene Ohren und Herzen. Inzwischen sind mehrere Stunden Proben ins Land gegangen, meine Ohren von moderner Zither-Musik und einigen Klassik-Bearbeitungen beseelt. Kein „Dritter Mann“!!! Vergesst das Klischee.
Konzert im kommenden Jahr
Im nächsten Jahr wird es ein Konzert geben und darauf freue ich mich besonders. Eine wirklich tolle Truppe Musikerinnen und Musiker, die ich kennenlernen durfte, werden dann eine neue CD präsentieren, für die wieder ein Komponist tätig wurde.
Neben der Begleitung wünschte sich der Klangkörper ein Gruppenbild, dass als Plakatmotiv verwendbar sein sollte. Neben zwei eher herkömmlicheren Gruppenaufnahmen wählten wir für diesen Wunsch eine spezielle Örtlichkeit. Passend zur Komposition „Im Turm“ schlug ich ein Sujet vor, dass auch zurEmotion der Komposition passte. Ein Steinturm in der Nähe schien hierfür wie geschaffen. Einziges Problem: Das Wetter. Die ersten Tage waren begleitet vom Regen, der Samstag und Sonntag ließen vorsichtig hoffen. Zum Glück war gutes Wetter die ersten Tage weniger wichtig. Die Begleitung der Proben stand im Wesentlichen auf dem Plan.
Musik bei Proben begleiten
Wie muss man sich das vorstellen? Musik bei den Proben zu begleiten? Genauso wie geschrieben. Die verschiedenen Stücke haben unterschiedlichste Anforderungen an die verschiedenen Stimmen des Orchesters. Deshalb gibt es neben Gesamtorchesterproben auch Registerproben. Für mich als Fotograf ist beides wichtig: Musik und Musiker*Innen.
Die Musik prägt den emotionalen Rahmen im Raum. Konzentration, Dramatik und Entspannung prägen Stunden und Stimmung. Diese darf ich nicht stören, muss also vorsichtig unterwegs sein.
Schleichen und Zuhören
Also heisst es schleichen und zuhören. Ahnen, wo sich etwas zusammenbraut. Sich in einem Lachen löst. Oder in einem besonders schwierigen Fingersatz auf dem Griffbrett der Zither zeigt. Das Gute an einer häufigen Anwesenheit ist, dass ich möglichst viele Perspektiven abbilden kann. Und sich die Menschen an mich gewöhnen.
Weitere Beispiele für Aufnahmen von Menschen finden Sie in meinem Portfolio.